Ein wichtiges Sichtbarmachen des jüdischen Kulturerbes
Stadt Linz übernimmt die Instandhaltung des jüdischen Friedhofs Linz
Der mit Mitteln des Nationalfonds instandgesetzte jüdische Friedhof am Areal des St. Barbarafriedhofs ist heute offiziell der Stadt Linz zur Instandhaltung übergeben worden. Künftig wird damit die Stadt Linz für die generelle Pflege etwa des Rasens und der Bäume sorgen. Der Festakt erfolgte im Beisein von Oberrabbiner Jaron Engelmayer, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, LH-Stv. Christine Haberlander, der Linzer Vizebürgermeisterin Karin Hörzing und Bischof Dr. Manfred Scheuer.
Die Übernahme der Instandhaltung durch die Stadt Linz bezeichnete Haberlander als „wichtiges Bekenntnis zur Gedächtniskultur“: „Dieser Beitrag ist insofern ein sehr wesentlicher, als es um das ganz selbstverständliche Sichtbarmachen der jüdischen Gemeinschaft als integraler Bestandteil der oberösterreichischen Gesellschaft geht“, betonte Haberlander. Es gehe somit auch darum, Jüdinnen und Juden eine Reverenz zu erweisen.
Wichtig sei auch das Sichtbarmachen des jüdischen Kulturerbes, sagte Haberlander. So gibt es am Friedhof etwa ein Kriegerdenkmal für jüdischen Männer, die im ersten Weltkrieg gekämpft haben.
„Jüdische Gräber dürfen nach jüdischem Glauben nie aufgelöst werden“, erklärt Charlotte Herman, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz. 116 Gräber waren durch Bombeneinschläge in den Weltkriegen zerstört worden. „Dennoch wissen wir genau, welche Personen dort beerdigt sind“, sagt Herman. An diesen Stellen durften keine anderen Gräber angelegt werden. „Stattdessen werden wir Grabtafeln installieren, um der Verstorbenen zu gedenken.“
Derzeit umfasst der jüdische Friedhof in Linz zirka 800 Gräber. Aus Mitteln des Nationalfonds wurde im abgelaufenen Jahr unter anderem die Sicherung der Grabsteine gewährleistet, ohne deren historische Substanz zu beeinflussen. Auch die Friedhofsmauer wurde saniert, das schmiedeeiserne Eingangstor wurde saniert, die Zeremonienhalle – die Tahara-Halle – wird gerade saniert. Weiters wurden kranke Bäume gerodet und neue gepflanzt. Die Instandhaltung durch die Stadt Linz ist vereinbarungsgemäßer Teil der erfolgten Instandsetzung durch den Nationalfonds.
Der jüdische Friedhof in unmittelbarer Nähe zum Barbara-Friedhof wurde 1863 angelegt, nachdem Jüdinnen und Juden das Recht zum Erwerb unbeweglicher Güter zugestanden worden war. Der israelitische Friedhof in Linz steht seit 15. Oktober 2009 unter Denkmalschutz.
Bildtext: Bischof Dr. Manfred Scheuer, Vizebürgermeisterin von Linz Karin Hörzing, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz Charlotte Herman, LH-Stv.in Christine Haberlander, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Oberrabbiner Jaron Engelmayer
Fotos: Land OÖ/ Margot Haag, Verwendung mit Quellenangabe