Mit Gendermedizin und Künstlicher Intelligenz: Bessere Gesundheitsvor- und -versorgung für Frauen
Rund 600 Frauen und Männer folgten am 14. November der Einladung von Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander und dem Frauenreferat des Landes Oberösterreich zum Zukunftsforum 2024 „Frauen gestalten Zukunft – Frauengesundheit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ im Oberbank Donau-Forum in Linz. Die Veranstaltung bot wertvolle Einblicke von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Gesundheit, Forschung und Technologie zur Zukunft der Frauengesundheit.
Bereits am Nachmittag fanden verschiedene interaktive Workshops an der JKU Linz und in der Tabakfabrik statt, die sich mit den Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz im Bereich der Frauengesundheit auseinandersetzten. Die Workshops deckten ein breites Spektrum ab – von mentaler Gesundheit über die Vermittlung von Körperbildern bis hin zur Rolle der KI bei der Diagnose frauenspezifischer Erkrankungen.
Hauptveranstaltung am Abend: Keynotes und Diskussion zur Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Gendermedizin
Nach einem Come-Together eröffneten Mag.a Isabella Lehner, Vorstandsdirektorin der Oberbank AG, und LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander die Abendveranstaltung. In ihren Begrüßungsworten betonten beide die Bedeutung Künstlicher Intelligenz und Gendermedizin für eine zukunftsorientierte und gerechte Gesundheitsversorgung.
„Künstliche Intelligenz kann unser Gesundheitssystem revolutionieren, indem sie Diagnosen verbessert und die Versorgung auf ein neues Niveau hebt. Doch KI arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten, die auf den vorhandenen Daten basieren. Wenn überwiegend Daten von Männern genutzt werden, liefert die KI bessere Ergebnisse für Männer – während Frauen benachteiligt werden. Genau das darf nicht passieren. Wir müssen diese Ungleichheiten erkennen und uns intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, damit KI für Männer und Frauen gleichermaßen optimale Lösungen bietet. Mit dem Zukunftsforum wollen wir dieses Thema sichtbar machen und mehr Bewusstsein dafür schaffen“, betont Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander.
Ein Höhepunkt des Abends waren die Keynotes renommierter Expertinnen und eines Experten. Brigitte Strahwald, MSc, Mmel von der Ludwig-Maximilians-Universität München beleuchtete die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der frauenspezifischen Prävention, während Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Sabine T. Köszegi von der Technischen Universität Wien über den Einfluss von Gendermedizin und KI auf Männer und Frauen sprach. Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Anna Maria Dieplinger, von der OÖ Gesundheitsholding GmbH, diskutierte die aktuellen Perspektiven und Entwicklungen in der Frauengesundheit.
Brigitte Strahwald von der Ludwig-Maximilians-Universität München hob hervor, dass die Geschichte der Studienerhebung stark von Geschlechterungleichheiten geprägt ist. Sie erklärte, dass Frauen bis in die 1990er Jahre oft von Studien ausgeschlossen wurden, was dazu führt, dass heute wichtige Datengrundlagen fehlen, um frauenspezifische Präventionsstrategien umfassend zu entwickeln. KI könnte hier eine Brücke schlagen, indem sie vorhandene Daten effizient analysiert und neue Ansätze ermöglicht.
Univ.-Prof.in Sabine T. Köszegi von der TU Wien betonte die Bedeutung eines menschenzentrierten Designs für KI. Sie unterstrich, dass interdisziplinäre Ansätze und die stärkere Einbindung von Frauen in technischen Bereichen essenziell sind, um Lösungen zu entwickeln, die sowohl Frauen als auch Männern zugutekommen. Der Mensch müsse immer im Mittelpunkt der Technologie stehen, insbesondere in Bereichen wie der Gendermedizin.
Priv.-Doz.in Anna Maria Dieplinger von der OÖ Gesundheitsholding GmbH beleuchtete die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Stoffwechsel und Hormonhaushalt und betonte die Notwendigkeit, diese Faktoren durch Forschung noch besser zu verstehen. Sie hob hervor, dass KI ein Schlüsselwerkzeug sein kann, um Frauen gezielt zu informieren und ihnen dabei zu helfen, wissenschaftliche Erkenntnisse in ihren Alltag zu integrieren.
Paneldiskussion: Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz in der Frauengesundheit
Im anschließenden Panel wurde in einer Runde aus Expertinnen und Experten mit LH. Stv.in und Frauen-Landesrätin Mag.a Christine Haberlander, MMag.a Bettina Schneebauer, Univ.-Prof.in Dipl.-Inf.in Dr.in Stefanie Lindstaedt, FH-Prof. Univ.-Doz. DI Dr. Ulrich Bodenhofer und Prof.in Dr.in Erika Zelko, PhD, diskutiert, wie KI als Schlüssel zur Frauengesundheit beitragen kann. Dabei wurden sowohl die Potenziale als auch die Herausforderungen thematisiert, die mit der Einführung von KI-gestützten Gesundheitslösungen einhergehen.
Die Zukunft der Frauengesundheit in Oberösterreich
In Oberösterreich gibt es zahlreiche Initiativen zur gezielten Förderung der Frauengesundheit. Die Frauenstrategie „Frauen.Leben 2030“ des Landes Oberösterreich setzt mit acht Handlungsfeldern und rund 100 konkreten Maßnahmen wichtige Schwerpunkte zur Chancengleichheit und Gleichstellung in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, berufliche Absicherung und Gewaltprävention. Im Handlungsfeld Gesundheit werden durch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention von Frauen sowie Angebote zu Themen wie Selbstwert, Körperbild und Mädchengesundheit zentrale Anliegen der Frauengesundheit gestärkt.
Ein bedeutender Schritt hin zu einer zukunftsorientierten Gesundheitsversorgung ist die Integration der Gendermedizin in die Lehrpläne der Fachhochschule Gesundheitsberufe OÖ und der Johannes Kepler Universität Linz. Hier lernen Studierende, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheits-vor- und -versorgung zu erkennen und gezielt zu berücksichtigen.
Die Veranstaltung verdeutlichte das Potenzial der Künstlichen Intelligenz für eine gerechte und zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung von Frauen. Die hohe Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, der intensive Austausch in den Workshops und die angeregten Diskussionen am Abend spiegelten das große Interesse und die Relevanz dieses Themas wider.
Fotos: Land OÖ, Verwendung mit Quellenangabe